Der Bürgermeisterkandidat im Interview bei der WP

Sie haben in den vergangenen
Wochen viele Gespräche mit
den Bürgern in den Ortsteilen
geführt, was sind die größten
Probleme der Menschen? Wie
wollen sie als künftiger
Bürgermeister Abhilfe schaffen?

Die während des laufenden Wahlkampfes vorgetragenen Probleme waren sehr vielschichtig. Die Palette reichte von Mängeln bei der Pflege der Friedhöfe, über Fragen zum Friedwald bis hin zum Reizthema „Fremdenverkehrsabgabe“. Häufiger Kritikpunkt war auch eine mangelhafte Kommunikation zwischen Rat, Verwaltung und Bürgerschaft. Das letzte Problem werde ich durch eine hohe Präsenz des Bürgermeisters in den Ortsteilen und besondere Sprechstunden beheben.

Sehen Sie sich als Bürgermeister-
Kandidat der SPD eher im
Vorteil oder im Nachteil?

Die großen Volksparteien haben beim Bürger zurzeit keine allzu große Lobby. Allerdings muss hier auch klar gesagt werden, dass es sich am 30. August um eine Kommunalwahl handelt, bei der die Bundespolitik keine Rolle spielen sollte. Der Bürger muss die Arbeit der Kandidaten vor Ort beurteilen. Und ich glaube, da habe ich den vergangenen Jahren eine Menge für die Gemeinde Möhnesee geleistet.

Wie beurteilen Sie die Zukunft
Möhnesees als Touristikge-
meinde? Was könnte besser ge-
macht werden?

Möhnesee hat mit der Touristik ein wichtiges wirtschaftliches Standbein. Wenn ich so sehe, was sich an den anderen Sauerlandseen abspielt, müssen wir acht geben, dass wir nicht ins Hintertreffen geraten. Das touristische Angebot muss daher kontinuierlich ausgebaut werden. Gerade der Tourismus hat mir in den vergangenen Jahren immer besonders am Herzen gelegen, da ich dessen Bedeutung früh erkannt habe; andere Parteien entdecken ja erst jetzt, dass es sich dabei um einen wichtigen Wirtschaftsfaktor handelt. Ich meine, dass die Touristik GmbH hier eine gute Arbeit leistet.

Die Fremdenverkehrsabgage
Ist sehr umstritten. Wird es eine
für alle tragbare Lösung gben?

Die Fremdenverkehrsabgabe ist in der Tat derzeit ein Reizthema. Hier sollte man beachten, dass der Rat die Einführung mit großer Mehrheit beschlossen hat. Hintergrund ist letztlich die gerechte Verteilung der Kosten auf die Nutznießer der Aktivitäten der Gemeinde in Sachen Tourismus. Dieser Grund ist auch weiterhin nachvollziehbar. Allerdings gibt es bei der Ausgestaltung der Abgabe noch einigen Diskussionsbedarf. Ich gehe davon aus, dass die Heranziehung des produzierenden Gewerbes, die Frage des Gesamtumsatzes und auch die Zonenlösung noch einmal hinterfragt und wohl auch modifiziert werden müssen.

Ist die Landesgartenschau, wenn sie
denn kommt, eine große
Chance für die heimische
Region?

Die Landesgartenschau ist eine große Chance für die Region. Sofern wir den Zuschlag erhalten, wird sich die Infrastruktur in der Gemeinde wesentlich verbessern. Ich freue mich auch, dass immer mehr Menschen aktiv an der Bewerbung und Umsetzung mitarbeiten wollen. Allein davon geht ein Impuls für Möhnesee aus. Letztlich setzt damit schon das Bewerbungsverfahren ungeahnte Kräfte am See frei; die gilt es konsequent zu nutzen. Allerdings werde ich mich an Luftblasen, wie etwa die Öffnung der Fußgängerbrücke, nicht beteiligen. Generell muss hier auch immer die Frage der Finanzierbarkeit und der Nachhaltigkeit einer Investition geprüft werden.

Was wollen Sie für die Wirtschafts-
förderung tun? Gibt es noch
freie Flächen in den Gewerbeparks,
die adäquaten Firmen angeboten
werden können?

Die Wirtschaftsförderung ist ein Schwerpunkt in meinem Programm. Allerdings ist das mehr auf die Bestandspflege ausgerichtet. Die bereits angesiedelten Unternehmen müssen erkennen, dass sich die Gemeinde aktiv um ihre Probleme kümmert. Hier sind wir mit der neuen Aufgabenstellung der Touristik GmbH auf einem guten Weg. Als Bürgermeister werde ich mich aktiv in diesen Bereich einschalten. Ich hoffe, dass dann trotz Wirtschaftskrise auch die noch freien Flächen in unseren Gewerbegebieten vermarktet werden können.

Wie wollen Sie die Gemeindefinanzen
in den kommenden Jahren
in den Griff bekommen?

Das ist eine schwierige Frage. Erst einmal ist zu sagen, dass wir zusammen mit den „Block-Fraktionen“ nach dem Wechsel der Mehrheiten in 1999 die Verschuldung der Gemeinde abgebaut haben. Und dass, ohne unsere Investitionstätigkeit einzustellen. Diesen Trend gilt es fortzusetzen. Zu berücksichtigen ist bei den Gemeindefinanzen allerdings immer auch der Einfluss von außen. So schlagen die Entscheidungen des Landes zur Verteilmasse im Rahmen des Gemeindefinanzierungsgesetzes unmittelbar auf die Kommunen durch. Leider trägt auch der Kreis Soest durch die Gestaltung der Kreisumlage in besonderem Maße zur Finanznot der kreisangehörigen Gemeinden bei.

Verkehrsprobleme sind immer
wieder ein Thema am Möhnesee.
Welche Lösungen schlagen
Sie vor?

Hier ist unbedingt ein gemeindeübergreifendes Verkehrskonzept notwendig. Auf einzelne Ortsteile oder gar Straßenzüge beschränkte Maßnahmen sind eher kontraproduktiv. Dennoch werde ich einzelne Problempunkte wie z.B. in Stockum und Delecke unmittelbar aufgreifen.

Die Kultur am Möhnesee hat sich
in den vergangenen Jahren gut
entwickelt. Die Drüggelter Kunst-
stückchen sind ein Besuchermagnet,
die Veranstaltungen und Ausstellungen
im Alten Fachwerkhaus Stockebrand
werden gut besucht. Ist eine Förderung
möglich?

Beide Bereiche werden ja bereits gefördert. Diese Förderung wird sicherlich auch fortgesetzt. Ob darüber hinaus weitere Aktivitäten materiell unterstützt werden können, ist natürlich eine Frage des Haushaltes.

Der Realschulzweig wird eingerichtet.
Ist diese neue Schulform eine Möglich-
keit die Hauptschule auf lange
Sicht zu festigen?

Da bin ich mir keinesfalls sicher. Trotz der guten Möhneseer Hauptschule muss man wohl attestieren, dass sich das dreigliedrige Schulsystem überholt hat. Der Trend muss eigentlich in eine andere Richtung gehen. Ich gehe davon aus, dass das Land hier nach der Landtagswahl auch neue Vorgaben erarbeiten wird. Erst einmal ist die Verbundschule für Möhnesee allerdings eine Chance, den Bestand der Hauptschule zu sichern. Wir müssen jetzt nur sehr schnell die räumlichen Voraussetzungen für eine Verbundschule schaffen.

Wie wird die Situation in den Kin-
dergärten in Zukunft aussehen?

Die Betreuung im Bereich der unteren Altersklassen muss weiter verbessert werden. Dabei müssen auch neue Wege beschritten werden. Eine Hängepartie wegen Finanzierungsfragen – wie jetzt erst bei den Kindergärten in Günne und Körbecke – ist kontraproduktiv und verunsichert nur Eltern und Kinder. Hier muss die Verwaltung deutlich konsequenter an Problemlösungen arbeiten.

Wie sehen Sie ihre Chancen, die Wahl
zu gewinnen? Mit wie viel Prozent
der Stimmen rechnen Sie?

Ich sehe keine Möglichkeit, das Ergebnis der Wahl vorauszusagen. Für mich ist wichtig, dass der Bürger Alternativen hat. Als langjähriger Kommunalpolitiker mit Erfahrung in der Führung einer großen Verwaltung sehe ich mich als geeigneten Kandidaten an. Mein Vorteil ist sicherlich, dass ich 58 Jahre in Möhnesee lebe, die vorhandenen Probleme kenne und im Falle meiner Wahl auf keine „alten Freunde“ in der Verwaltung Rücksicht nehmen muss.

Wie werden Sie den Wahltag verbringen?

Ich gehe mit meiner Frau essen und werde den Rest des Tages entspannt genießen.