29.06.13 Initiative für Ältere am Möhnesee

Einen differenzierten Blick auf die alternde Gesellschaft forderte Prof. Dr. Dietmar Köster vom Forschungsinstitut Geragogik in Witten beim Treffen des Vorstandes der SPD im Kreis Soest. Dem thematische Schwerpunkt der Zusammenkunft „Demografischer Wandel der Gesellschaft – was kommt auf uns zu?“ folgend, waren die Sozialdemokraten zu Gast im DRK-Seniorenzentrum „Henry Dunant“ in Warstein. Begrüßt wurden die Gäste durch die Geschäftsleitung von Werner Bohnenpoll und Ute Spork. Nach einem informativen Überblick über die Leistungen und Angebote der Senioreneinrichtung im Grünen durch Werner Bohnenpoll forderte Dr. Köster zu einem Umdenken angesichts einer alternden Gesellschaft auf: „Bislang ist das Thema viel zu negativ besetzt. Wenn wir von Alter sprechen, hat jeder gleich das Thema Pflege und Krankheit vor Augen. Das ist ein verkürzter Blick.“

Nach Kösters Überzeugung müssen vielmehr auch die Potentiale des Alters in den Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion gerückt werden. Beim Stichwort „Fachkräftebedarf“ einzig auf die Jugend zu setzen, sei vollkommen zu kurz gegriffen. Er kritisierte, dass die Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer unterdurchschnittlich sei. „Hier sind auch die Unternehmen gefordert“, so der Altersforscher, „darüber nachzudenken, wie Arbeitsplätze künftig gestaltet sein müssen, um ältere Arbeitnehmer länger im Betrieb zu halten und auch von deren großem Erfahrungsschatz zu profitieren.“ Auch ein Kurswechsel in der betrieblichen Weiterbildung sei unerlässlich, so dass auch ältere Mitarbeiter an den Entwicklungen in der Arbeitswelt mithalten können. Als weiteres wichtiges Feld führte er die Potentiale der Älteren im Hinblick auf das Bürgerschaftliche Engagement, etwa in Projekten in der Offenen Ganztagsschule oder im Kindergarten, an. „Darauf kann die Gesellschaft gar nicht verzichten“, so Köster. Ebenso gelte es auf kommunaler Ebene die „Schätze des Alters“ zu heben. Dazu bedürfe es einer neuen Teilhabekultur für Senioren und Seniorinnen, wenn es zum Beispiel darum gehe, die Wohnquartiere der Zukunft zu entwickeln. Auch Lösungsansätze zur Mobilität, Gesundheitsversorgung, Vernetzung und von Sicherheit könnten unter Beteiligung von Senioren entwickelt werden, um so den Verbleib im eigenen Wohnquartier möglichst lange zu sichern. Marlies Stotz, SPD-Kreisvorsitzende, fasste die lebhafte Diskussion im Anschluss zusammen: „Wenn wir die Herausforderungen des demografischen Wandels nicht als Bedrohung, sondern vielmehr als Chance begreifen und den Prozess gemeinsam mit der älteren Generation gestalten, kann das ein Gewinn für ein neues Miteinander der Generationen sein.“ Die vielfältigen Anregungen und erfolgreichen Projektbeispiele Kösters verstehen die Sozialdemokraten als wichtige Impulse für eine vertiefte Diskussion im Kreis mit seinen Städten und Gemeinden.

Die Veranstaltung, an der auch der Fraktionsvorsitzende der SPD-Möhnesee, Gerhard Bruschke, teilgenommen hat, wird jetzt auch Auswirkungen auf die Politik in der Gemeinde Möhnesee haben. Nach einer intensiven Beratung in der Fraktion soll die Beteiligung der ältern Mitbürgerinnen und Mitbürger an der gemeindlichen Politik stärker gefördert werden. Dazu werden die Sozialdemokaraten in Kürze einen Antrag an den Rat einbringen, in dem sie die Wiederbelebung und Neuausrichtung eines Seniorenbeirates verlangen. Parallel dazu will die SPD aber auch selbst aktiv werden und z.B. das Gespräch mit den Betreibern von Seniorenheimen am See suchen. Bruschke: „In diesem Bereich gibt es mit Sicherheit Probleme, bei denen die Gemeinde helfend eingreifen kann.“