13.07.17: Rathausumbau

Jetzt ist es auch für die Öffentlichkeit erkennbar. Mit dem Presseartikel im Soester Anzeiger vom heutigen Tage (13.07.2017 und aktuell 24.08.2017) hat die Verwaltung die fehlerhafte Planung und hier insbesondere die geschönte Kostenschätzung eingeräumt. Was bisher nur hinter verschlossenen Türen im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzungen zu Sprache kam, können jetzt auch die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde wenn auch ohne konkrete Zahlen nachvollziehen.

Es sah so schön aus; die Pläne aus dem Architektenwetbewerb fanden grundsätzlich die Zustimmung aller Fraktionen. Verhaltenen Streit gab es lediglich hinsichtlich der Ansiedlung der Touristik GmbH im Rathaus. Während die SPD und die Touristik GmbH selbst einen Standort im Seepark befürworteten, war der Rest des Rates der Auffassung, diese Anlaufstelle für Touristen gehöre in die Ortsmitte (wo sich selten Touristen aufhalten).

Das war aber nur ein kleines Geplänkel. Im Ergebnis hat auch die SPD-Fraktion dem Umbau zugestimmt in der realisitschen Erwartung, dass sich das Problem mit dem Zeitablauf lösen würde und die Touristik GmbH schon ihren Standort im Seepark finden wird.

Allerdings wurden von uns sofort Zweifel an der Kostenschätzung des Architekten geäußert. Nach einer vorsichtigen Schätzung durch die SPD (unter fachkundiger Leitung) ergab sich für uns ein Wert von rund 1,2 bis 1,5 Millionen Euro, um dieses Projekt umzusetzen. Erst nachdem der von der Gemeinde beauftragte Architekt seine Schätzung vehement verteidigt hatte, hat auch die SPD-Fraktion zugestimmt.

Erst in der vorletzten Ratssitzung ließ dann die Verwaltung um 22.30 Uhr „die Katze aus dem Sack“ und präsentierte dem Rat eine vorhersehbare Verteuerung um ca. 30 %. Inzwischen ist wohl allen klar, dass selbst dieser Wert nicht ausreichen wird, um das ambitionierte Projekt umzusetzen. Faktisch werden wir uns wahrscheinlich am oberen Rahmen der Schätzung der SPD bewegen.

Die verspätete Mitteilung der Verwaltung über die Kostensteigerung hat die SPD dann dazu veranlasst, für eine Verschiebung des Umbaus und einer Neuplanung zu plädieren. Leider hat eine Mehrheit des Rates diesem Ansinnen nicht entsprochen, sondern hat blauäugig die ersten Aufträge vergeben – jetzt ist das Projekt nicht mehr zu stoppen. Die Elbphilharmoie in Hambung und der Flughafen in Berlin lassen grüßen (Willkommen im Club).

Die SPD-Fraktion hat seit der Bekanntgabe der Kostensteigerungen keinem der bereits vergebenen Aufträge mehr zugestimmt, sondern sich der Stimme enthalten. Dieses Abstimmungsverhalten beruht auf der Überlegung, dass jetzt – wo das alte Gebäude weitgehend entfernt wurde – natürlich kein Weg an einem Neu- bzw. Umbau vorbeiführt. Allerdings wollen wir uns nicht aktiv am Raubbau der gemeindlichen Finanzen  beteiligen.

Übrigens waren Ratsmitglieder der BG und von Bündnis90/Die Grünen der Auffassung, die Kostensteigerungen würden sich im Rahmen der allgemeinen Preiserhöhungen bewegen und zudem bestände die Möglichkeit, die erhöhten Aufwendungen bei anderen Gewerken wieder einzusparen. Heißt wahrscheinlich: Fliegengitter statt Fenster.

Aktueller Hinweis: Nach den bisher vergebenen Aufträgen ist davon auszugehen, dass sich die Kosten für den Umbau nahezu verdoppeln. Statt der eingeplanten 714.000 € bewegen wir uns inzwischen auf 1,3 Millionen Euro zu. Ob dieser Betrag tatsächlich ausreicht, werden die nächsten Auftragsvergaben zeigen.